Huawei und Micron: HDDs werden bald in die Tape-Speicher-Nische gedrängt

Michael Günsch
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Huawei und Micron: HDDs werden bald in die Tape-Speicher-Nische gedrängt
Bild: Pixabay

Der Siegeszug der rein elektronischen SSD-Technik über die mechanischen Festplatten (HDDs) setzt sich nach dem PC-Sektor auch im Serverbereich fort. Huaweis Vizepräsident der Datenspeicherabteilung geht davon aus, dass SSDs bereits 2025 die HDDs an den Rand des Rechenzentrums verdrängt haben.

HDDs sollen auch im Server in die Nische wandern

Im Vorfeld des MWC 2022 hatte TechRadar die Gelegenheit, mit Fupeng Zhang, dem Vice President of Data Storage bei Huawei zu sprechen. Zhang erwartet, dass SSDs die HDDs durch ihren Leistungsvorteil und mittelfristig sinkende Preise „bereits Anfang 2025 an den Rand des Rechenzentrums drängen“. Schrittweise sollen SSDs in Rechenzentren abseits von Archivspeicher bis 2025 einen Anteil von 80 Prozent erreichen; aktuell liege ihr Anteil bei rund 30 Prozent.

Bis 2025 könnte der billigste Flash-Speicher 2,5 Mal teurer sein als die billigsten Festplatten, aber er könnte auch eine 2,5 Mal höhere Komprimierung ermöglichen, sodass sich die Kosten ausgleichen“, wird Zhang zitiert.

Im sogenannten All-Flash Data Center sieht Zhang die Zukunft. Die höhere Leistung von SSDs sei nicht nur für Anwendungen, sondern etwa auch für das schnelle Wiederherstellen von Backups etwa nach einem Cyberangriff wichtig. Neue Einsatzbereiche wie 5G und Künstliche Intelligenz würden nicht nur nach Speichervolumen, sondern auch schnellen Datenübertragungen verlangen. „Ohne angemessene Leistung bedeutet Kapazität nichts“, so Zhang.

In Bereichen, wo es nicht auf die Leistung ankommt, bleiben Festplatten aufgrund ihres geringen Preises pro Gigabyte aber aktuell und auch in naher Zukunft relevant. Sind HDDs im PC-Sektor bereits nahezu ausgestorben, haben sie in den letzten Jahren als Sekundärspeicher (Nearline Storage) in Rechenzentren sogar zugelegt.

Micron: HDDs treten in die Fußstapfen der Tapes

Aus einer weniger neutralen Perspektive prognostiziert Jeremy Werner, Corporate Vice President und General Manager der Storage Business Unit von Micron, bereits das Ende der HDD im Cloud-Speicherbereich. SSDs mit sehr hoher Speicherkapazität und niedrigen Kosten sollen „das Aussterben der HDDs beschleunigen“. Neue Techniken wie NVMe over Fabric (NVMe-oF) sollen dafür sorgen, dass die SSD-Nachfrage bei Rechenzentren steigt.

Da HDDs die gestiegenen Leistungsanforderungen oft nicht mehr erfüllen könnten, würden diese in den nächsten zehn Jahren „hauptsächlich auf die gleichen archivähnlichen, leistungsschwachen Anwendungsfälle zurückdrängt, für die viele heute Tapes verwenden“, so Werner. Mit Tapes sind Bandspeicherlaufwerke gemeint, die großes günstiges Speichervolumen mit niedriger Leistung vereinen.

Mit der zunehmenden Verbreitung von hochleistungsfähigem NVMe-over-Fabric-Shared-Storage in Cloud- und Composable-Infrastrukturen wird die Nachfrage nach kostengünstigen SSDs mit hoher Kapazität steigen. Diese ersetzen in vielen Fällen die gemeinsam genutzten Festplatten, da die Gesamtbetriebskosten durch den Einsatz von Flash gegenüber Festplatten geringer sind.

Diese Einsparungen in Bezug auf Stromverbrauch, Platzbedarf, Zusammenschluss von Sekundärhardware, Zuverlässigkeit und relativer Lebensdauer sind heute allgemein anerkannt, aber mit der zunehmend leistungsstarken Aufteilung des Speichers wird sich dieser Trend im Jahr 2022 noch beschleunigen. HDDs hingegen haben heute Schwierigkeiten, die grundlegenden Leistungsniveaus zu erreichen, und skalieren die Leistung nicht so gut mit der Kapazität wie SSDs. Dadurch werden HDDs in den nächsten zehn Jahren hauptsächlich auf die gleichen archivähnlichen, leistungsschwachen Anwendungsfälle zurückdrängt, für die viele heute Tapes verwenden.

Jeremy Werner, General Manager der Storage Business Unit von Micron

Micron selbst hat mit seinem 176-Layer-QLC-NAND mit hoher Speicherdichte jüngst einen weiteren Schritt auf dem Weg zu günstigen SSDs mit viel Speicherplatz gemacht.

Die HDD-Branche schläft zwar nicht und hat bereits konkrete Pläne für 30-TB-HDDs geäußert, doch das Problem, dass die Leistung nicht mit dem Speichervolumen skaliert, wird für den mechanischen Massenspeicher immer mehr zum Verhängnis.

Seagate wollte zwar mit der Mach.2-Technik die Leistung von HDDs verdoppeln, doch ist diese bisher nicht im Markt angekommen.