Intel Arc A770 16GB und Arc A750 8GB im Test: Überzeugen Intels Gaming-Debütanten? [XeSS-Update]
Endlich - Intel Arc im Test: Die mit großer Spannung erwarteten Arc-Grafikkarten bedienen vergleichsweise freundliche Preisbereiche und haben die schwierige Aufgabe, das Duopol aus AMD Radeon und Nvidia Geforce aufzubrechen. PCGH hat die Intel Arc A770 und Arc A750 ausführlich getestet - mit hoch spannenden Ergebnissen!
In diesem Artikel
- Seite 1 Arc A770 16GB und Arc A750 im Test: Spezifikation
- Seite 2 Arc A770 16GB und Arc A750 im Test: Probleme
- Seite 3 Arc A770 16GB und Arc A750 im Test: Benchmarks
- Seite 4 Arc A770 16GB und Arc A750 im Test: Lautheit, Verbrauch, Effizienz
- Seite 5 Arc A770 16GB und Arc A750 im Test: Zusammenfassung mit Fazit
- Seite 6 Bildergalerie zu "Intel Arc A770 16GB und Arc A750 8GB im Test: Überzeugen Intels Gaming-Debütanten? [XeSS-Update]"
Originalartikel vom 05.10.2022: Es wurde Zeit: Nach mehr als fünf Jahren Entwicklungszeit und so mancher Verschiebung gehen die Gaming-Grafikkarten der Arc-Reihe endlich in den Verkauf. Intels risikoreicher Vorstoß in neue und doch alte Gefilde wird von allen Seiten mit einer wilden Mischung aus Spannung, Skepsis und Vorfreude beobachtet. Rund 23 Jahre nach der letzten Intel-Grafikkarte und aufwendiger Vorbereitung wagt der Prozessor-Marktführer einen Angriff auf das scheinbar ewige Duopol aus AMD Radeon und Nvidia Geforce. Mit den ersten Gaming-Grafikkarten der Arc-A7-Reihe hat es Intel gezielt auf Nvidias Geforce RTX 3060 abgesehen und will diese beim Preis-Leistungs-Verhältnis schlagen. Wir vergleichen die Intel Arc A770 und Intel Arc A750 im Test nicht nur mit der Geforce-Mittelklasse, sondern selbstverständlich auch mit der Radeon RX 6600 XT sowie RX 6650 XT.
So viel vorweg: Intels Erstling ist für so manche Überraschung gut - positive wie negative. Bevor wir ans Eingemachte gehen, haben wir eine wichtige Nachricht an alle Leser und Arc-Interessenten:
Die Vorlaufzeit für diesen Test war alles andere als optimal, denn Intel hatte es nach Nvidias Ankündigung der Geforce RTX 4000 plötzlich eilig. Der (erste) Treiber wurde am Abend des 30. September von Intel bereitgestellt - einem Freitag vor einem eigentlich verlängerten Wochenende. Wir wären nicht die PCGH, wenn uns das von einer ausgedehnten Sonderschicht abhielte, allerdings reichen fünf Tage oder rund 50 Test-Stunden bei Weitem nicht aus, um einer völlig neuen Architektur angemessen auf jeden Zahn zu fühlen. Wir thematisieren alle wichtigen Punkte rund um Leistung, Lautheit, Effizienz und Kompatibilität, allerdings nicht in der Tiefe, welche wir gerne hätten. Falls Sie etwas vermissen, lassen Sie es uns wissen. Folge-Artikel werden diverse Themen (darunter XeSS, Raytracing, ReBAR und Tuning-Potenzial) detaillierter ausbreiten.
Zum Start eine Zusammenfassung der wichtigsten Eckpunkte. Die erste Generation der Intel-Arc-Grafikkarten hört auf den Codenamen Alchemist und wird, dem Buchstaben entsprechend, als A-Serie bezeichnet. Im Rampenlicht stehen heute die Arc A770 sowie Arc A750, mit denen Intel sowohl Full-HD- als auch WQHD-Spieler abholen will - inklusive Raytracing-Nutzbarkeit. Wir sehen uns im Folgenden an, ob dieses Ziel erfüllt wird. Zur Einstimmung empfehlen wir das folgende Video, in dem wir die Grafikkarten auspacken und begutachten:
Arc A770 und Arc A750: Das steckt drin
Erst vor wenigen Wochen prüften wir die Einsteiger-Grafikkarte A380, klopften die Spiele-Kompatibilität des Grafiktreibers ab und interviewten Intel zu den Plänen rund um die mit Spannung erwarteten "echten" Gaming-Grafikkarten - diese gehen nun, mit einiger Verspätung, auf Jungfernfahrt. Beide basieren auf dem Besten, das Intels Grafiksparte derzeit zu bieten hat: dem ACM-G10, auch bekannt als DG2 (Desktop Graphics 2). Das "ACM" steht für "Alchemist", den Codenamen der ersten Arc-Serie. ACM-G10 beherbergt stolze 21,7 Milliarden Schaltungen auf 406 mm² Kernfläche und wird im N6-Prozess bei der taiwanischen Chip-Schmiede TSMC gefertigt.
Bildergalerie
Das Arc-Flaggschiff hört auf die Bezeichnung A770 und beherbergt einen vollständig aktiven ACM-G10 mit 4.096 FP32-Rechenwerken, 512 XMX-Einheiten (vergleichbar mit Nvidias Tensor-Kernen) und 32 Raytracing-Units (RTUs). Diese Grafikkarte wird sowohl mit 16 als auch 8 GiByte erhältlich sein und geht laut Intel für 349 respektive 329 US-Dollar (exkl. Steuern) über die Ladentheke - offizielle Euro-Preise nennt Intel nicht. Daneben buhlt die Arc A750 um die Gunst preisbewusster Spieler: Diese basiert auf einem leicht abgespeckten ACM-G10 mit 28 Xe-Kernen, ebenso vielen Raytracing-Einheiten, 3.584 FP32-ALUs sowie 448 XMX-Einheiten, welche unter anderem Intels XeSS-Upsampling beschleunigen können. In Kombination mit leicht reduziertem Takt soll sich diese Grafikkarte zu einem attraktiven Preis von 289 US-Dollar mit Nvidias Geforce RTX 3060 anlegen.
Die ebenfalls angekündigte Arc A580 erscheint nicht zusammen mit der A770 und A750. Das ist bedauerlich, denn damit weist das schlüssige, laut Intel "hoffentlich ewige" Namensschema eine Lücke auf. Der Plan lautet, jede Arc-Generation - wie auch die Intel-Prozessoren - in die Kategorien 3, 5 und 7 aufzuteilen. Ob eine 9 nachfolgen wird, ist ebenso offen wie das Erscheinungsdatum der Arc A580. In jedem Fall kommt hier ein stärker als bei der A750 beschnittener ACM-G10 zum Einsatz, womit die A580 in Konkurrenz zur Geforce RTX 3050 treten könnte. Doch das ist Zukunftsmusik - werfen wir einen Blick auf das Arc-Launch-Portfolio neben vergleichbaren AMD- und Nvidia-Grafikkarten:
Grafikkarte | Arc A770 16GB | Arc A770 8GB | Arc A750 | Geforce RTX 3060 | Radeon RX 6650 XT |
---|---|---|---|---|---|
Marktstart | 12.10.2022 | 12.10.2022 | 12.10.2022 | 25.02.2021 | 10.05.2022 |
Architektur | Xe HPG | Xe HPG | Xe HPG | Ampere | RDNA 2 |
GPU-Codename | ACM-G10 | ACM-G10 | ACM-G10 | GA106-300 | Navi 23 KXT |
Schnittstelle | PCI-E 4.0 ×16 | PCI-E 4.0 ×16 | PCI-E 4.0 ×16 | PCI-E 4.0 ×16 | PCI-E 4.0 ×8 |
Fertigungstechnologie & Foundry | N6 TSMC | N6 TSMC | N6 TSMC | 8N Samsung | N7P TSMC |
Transistoren Grafikchip (Mio.) | 21.700 | 21.700 | 21.700 | 12.000 | 11.060 |
Die-Size (mm²) | 406 | 406 | 406 | 276 | 237 |
Typischer Kerntakt (MHz) | 2.100 | 2.100 | 2.050 | 1.777 | 2.410 |
Speichertakt (MHz/GTs) | 8.750/17,5 | 8.000/16,0 | 8.000/16,0 | 7.501/15,0 | 8.750/17,5 |
SIMDs (Xe-Cores, CUs, SMs) | 32 | 32 | 28 | 28 | 32 |
FP32-ALUs (SP) | 4.096 | 4.096 | 3.584 | 3.584 | 2.048 |
Raytracing-Einheiten | 32 | 32 | 28 | 28 | 32 |
Matrix-Einheiten (Tensor, XMX) | 512 | 512 | 448 | 112 | – |
GFLOPS FP32 (SP) | 17.203 | 17.203 | 14.694 | 12.738 | 9.871 |
Level-2-Cache (MiByte) | 16 | 16 | 16 | 2,25 | 2 |
Level-3-Cache (MiByte) | – | – | – | – | 32 |
Speicherinterface (Bit) | 256 | 256 | 256 | 192 | 128 |
Speichertyp | GDDR6 | GDDR6 | GDDR6 | GDDR6 | GDDR6 |
Speichertransferrate (GByte/s) | 560 | 512 | 512 | 360 | 280 |
Speicherbestückung (MiByte) | 16.384 | 8.192 | 8.192 | 12.288 | 8.192 |
GPU-Power allein (Watt) | 190 | 190 | 190 | Unbekannt | 143 |
Leistungsaufnahme (TBP in Watt) | 225 | 225 | 225 | 170 | 180 |
Stromanschluss | Je 1× 8-/6-Pol | Je 1× 8-/6-Pol | Je 1× 8-/6-Pol | 1× 8-Pol | 1× 8-Pol |
Angaben der Leistung jeweils mit typischem GPU-Boost laut Hersteller. In der Praxis schwankt die Frequenz (in der Regel fällt sie höher aus) und daher auch der Durchsatz.
Falls Sie die vorhergehenden Artikel verpasst haben und sich über die Bezeichnung "Limited Edition" wundern: Diese ist das Äquivalent zu Nvidias "Founders Edition", ergo das Branding der von Intel hergestellten Referenzkarten. Diese wird es sowohl im Retail als auch E-Tail geben, sprich, sowohl im regulären als auch Online-Handel. Eine künstliche Limitierung auf beispielsweise 5.000 Stück ohne Nachschub existiert trotz des Namens nicht, insofern besteht kein Grund zur Eile.
Die Arc A770 Limited Edition (LE) wird ausschließlich mit 16 GiByte Speicher angeboten, wobei sich alle acht GDDR6-Speicher-Chips à 2 GiByte auf der Platinenvorderseite befinden. Technisch möglich und von Intel freigegeben sind auch 8-GiByte-Versionen der A770 seitens der Board-Partner. Letztere dürfen außerdem 16-GiByte-Versionen der A750 anbieten; die Limited Edition trägt aber stets 8 GiByte. AMD und Nvidia ließen Kunden früher öfter die Wahl zwischen zwei Speicherkonfigurationen, in der Gegenwart ist das jedoch die Ausnahme. Dabei verfolgt Intel eine aggressive Preisstrategie: Der Aufpreis für 16 anstatt 8 GiByte auf der Arc A770 Limited-Edtion-Referenzkarte beträgt lediglich 20 US-Dollar, was einen interessanten Mehrwert für alle darstellt, welche ihre Grafikkarte länger als ein paar Monate verwenden. Bei der A380 werden übrigens jedem Fall angemessene 6 GiByte installiert.
Die Architektur der Alchemist-Grafikkarten wurde von Intel bereits vor mehr als einem Jahr thematisiert, verdient aber noch ein paar einordnende Worte. Nvidia ist nicht nur der vom Intel-Marketing auserkorene Gegner, auch auf dem Chip-Level scheinen die Geforce-Macher als Inspirationsquelle herzuhalten. Selbstverständlich sind die Innereien nur grob beschrieben, die Xe-Render-Slices wirken jedoch in vielen Punkten wie Nvidias Shader-Multiprozessoren. Erwähnenswert ist nicht nur der mit 16 MiByte sehr üppige Level-2-Cache - nicht zu verwechseln mit AMDs "Infinity"-Level-3-Cache -, sondern auch die dedizierten Matrix-Einheiten für Inferencing-/KI-Berechnungen (XMX) sowie die betont mächtigen Raytracing-Kerne nebst Thread Sorting Unit. Letztere wecken Erinnerungen an die Ada-/RTX-40-Vorstellung: Nvidia bewirbt die neuen GPUs mit Shader Engine Reordering (SER), einem Feature, das Raytracing-Berechungen durch dringend benötigtes Sortieren der Aufgaben deutlich effizienter gestalten soll. Interessanterweise soll die TSU bei Arc selbsttätig arbeiten, während Adas SER gezielt von Entwicklern implementiert werden muss. Dazu später mehr.
UPDATE: XeSS auf Intel Arc A750
Aktualisierung vom 07.10.2022: Mittlerweile konnten wir exemplarisch auch die XeSS-Implementierung auf einer Intel Arc A750 ansehen. Zum Start von XeSS war das aufgrund des NDAs noch nicht möglich. Noch immer ist das Bild mit Nvidia DLSS minimal stabiler, doch Intels XeSS zeichnet sowohl in Shadow of the Tomb Raider als auch Death Stranding ein deutlich knackigeres, detaillierter anmutendes Bild.
Die Leistung bei DirectX9 und 11 ist natürlich mies. Aber zum einen wird sich da hoffentlich auch noch was tun. Zum anderen sind das halt auch ältere Spiele. Und die braucht ja niemand mit 300 fps.
Die Abhängigkeit von Resizable BAR könnte aktuell zum größten Problem werden, wenn Intel GPUs an den Massenmarkt verkaufen will. Mit langfristigem Blick auf künftige Generationen wird sich das aber zunehmend erledigen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin kein Intel Fanboy, liebe meine Ryzen CPU und kaufen werde ich die Intel GPUs auf absehbare Zeit nicht. Da spricht alleine schon der hohe Stromverbrauch im Idle dagegen. Aber überrascht und angetan bin ich schon.
Ansonsten noch ist die Karte aber nicht hier raus, und wird voraussichtlich auch durch den aktuellen Euro/Dollar Kurs + Steuern über 400€ kosten und vom Leistungsbereich irgendwo bei einer 3060/2070S landen. Es wird sich noch zeigen müssen, ob Intel zukünftig mit ihren GPUs mehr als die Bastler/Hardware Fans anlocken kann.
Mal abwarten, wenn sich das Treiberteam ordentlich ins Zeug legt ist es gut möglich, dass in einem halben Jahr die Karten eine wirklich ernstzunehmende Konkurrenz darstellen! Dann fehlt nur noch die 9er Generation, über eine gute Alternative zur überteuerten 4080 16GB würde ich mich freuen!
Für den Artikel.
Einen nicht minder großen Hut ziehe ich vor Intel.
Das kann was werden. Ich bin euphorisch.
Kleinere Studios die eventuell irgendwann auf 3 Gpu Hersteller hin optimieren müssen, sehen das möglicherweise anders, aber eine Bruchlandung sieht anders aus.
Wäre das Geld etwas lockerer würde der Nerd in mir eine A770 bestellen.